Luftverschmutzung in der Stadt
Autor: Marten Beckmann
Es ist schon ein paar Jahre her, als Feinstaub und Diesel-Fahrverbote die Gemüter in den deutschen Talk-Shows erhitzten. Und auch wenn das Thema der Luftverschmutzung zurzeit wieder etwas weniger Beachtung findet, ist es immer noch hochaktuell. Denn nicht nur die für ihre Smogdecken bekannten Städte Delhi, Jakarta und Karatschi haben ein Problem mit der Luftqualität - auch in vielen europäischen Städten macht Stadtluft nicht frei, sondern krank.
Luftverschmutzung durch die Freisetzung von umwelt- und gesundheitsschädigenden Schadstoffen ist tatsächlich ein großes Problem, welches nur recht selten in die bundesweiten Schlagzeilen gerät. Dabei zeigte erst 2020 ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA), dass in der europäischen Union allein mehr als 400.000 Menschen jährlich an den Folgen von Luftverschmutzung sterben. Zum Vergleich, die verheerende Covid-19 Pandemie kostete bis Juni 2021 ca. 750.000 Todesopfer in der EU. Darüber hinaus sind in diesen Zahlen keine Menschen aufgeführt, welche aufgrund von Luftverschmutzung Krankheiten oder Behinderungen erlitten oder an Lebensqualität einbüßen mussten. Denn verunreinigte Luft schädigt neben der Lunge den gesamten Organismus inklusive Herz, Haut und Gehirn. Eine chinesische Studie aus 2018 fand sogar einen Zusammenhang zwischen schlechter Luft und abnehmender Intelligenz bei Neugeborenen. Aus diesen Gründen sprechen viele Experten und Expertinnen auch schon von einer globalen Pandemie der Luftverschmutzung. Insbesondere Stadtbewohner sind gefährdet, da unsere Städte als dicht bevölkerte Wirtschaftszentren auch unter besonders hohen Verschmutzungen leiden.
Die schädigenden Effekte der Luftverschmutzung sind darüber hinaus natürlich nicht auf den Menschen limitiert, sondern spielen eine prominente Rolle in der Biodiversitäts- und Klimakrise. So schaden Schadstoffe in der Luft der Flora und Fauna massiv: Studien haben gezeigt, dass die Weizenernte in besonders verseuchten Gebieten in Indien um bis zu 50% zurückging, was direkt auf verseuchte Luft zurückgeführt werden konnte. Auch für das massive Insektensterben hierzulande sind zu großen Teilen in die Luft eingebrachte Giftstoffe, wie Pestizide, schuld. Darüber hinaus führt Luftverschmutzung zu Versauerung von Niederschlägen, Böden und Gewässern, Verstärkung der Lichtverschmutzung und trägt zur Erderwärmung bei. Höchste Zeit also, etwas daran zu ändern.
Doch was ist Luftverschmutzung eigentlich? Das berühmte Klimagas CO2 oder doch der berüchtigte Feinstaub aus den Dieselmotoren? Beides, jedoch sind sie nur ein kleiner Teil der Schadstoffe, welche zu schlechter Luft führen. Denn auch Rauch, Ruß, Aerosole, Emissionen, Dämpfe und Geruchsstoffe gehören zu den luftverschmutzenden Stoffen. Ähnlich vielfältig sind auch deren Ursprünge. Hauptursache ist die Verbrennung fossiler Energieträger, doch auch Industrie, Landwirtschaft (inkl. Pestizideinsatz) und Verkehr sind große Emittenten von Emissionen und Giftstoffen. Auch Waldbrände oder das Abbrennen von Biomasse ist einer der Hauptgründe für die globale Luftverschmutzung. Dazu geben viele Baustoffe und Chemikalien konstant Giftstoffe an die Luft ab.
In vielen Teilen der Welt hat man die dramatische Auswirkung von verunreinigter Luft erkannt und arbeitet an Lösungsmaßnahmen. So werden europaweit immer striktere Regularien für die Industrie eingeführt und moderne Filteranlagen zur Pflicht erhoben. Auch die Energiewende ist von fundamentaler Bedeutung für bessere Atemluft. Darüber hinaus wird auch die Öffentlichkeit immer mehr über die Auswirkung von Schadstoffen informiert. So hat die EU beispielsweise in ihrem EU Green City Accord Luftverschmutzung zu einem Hauptkriterium gemacht, anhand welchem die Lebensqualität einer Stadt gemessen wird.
Trotzdem leiden die meisten EU-Städte an ungenügender Luftqualität und suchen dringend nach Lösungen. Ein Hauptziel ist dabei der motorisierte Individualverkehr. So wird beispielsweise in vielen europäischen Städten versucht, den Verkehr zu verringern, entweder mithilfe von Umweltzonen, Fahrverboten oder Anreizen zur autolosen Fortbewegung. Neben der Verbannung des Stadtverkehrs sehen dabei viele auch den Ausbau von urbaner Begrünung als vielversprechend. Denn es ist allgemein bekannt, dass Pflanzen luftreinigende Eigenschaften besitzen. Darüber hinaus sorgt mehr Grün in den Städten für bessere Luftzirkulation und weniger Stauhitze, was ebenfalls zu besserer Atemluft beiträgt.
Denn wie auch immer die Stadt von morgen aussehen wird, sie wird sich daran messen lassen müssen, ob man frei durchatmen kann oder nicht. Lies mehr dazu in unserem Blog!